Justiz bietet kostenloses Unterstützungsangebot für Betroffene von Gewalt oder Hass im Netz.
Am Dienstag, dem 9. August 2022, startete das Justizministerium eine österreichweite Informationskampagne. Der Opfer-Notruf 0800 112 112 ist dabei ein zentrales Element. Menschen, die Opfer von Gewalt oder Hass im Netz geworden sind, sollen wissen, dass sie in Österreich kostenfreie psychosoziale und juristische Prozessbegleitung in Anspruch nehmen können.
Um dieses Angebot noch bekannter zu machen und die Zielgruppe zu sensibilisieren werden mehrere Maßnahmen ergriffen, darunter österreichweite Social Media Werbung, Schaltungen auf Infoscreens in öffentlichen Verkehrsmitteln oder bei Ärzt:innen sowie eine klassische Postwurfsendung.
Zentrales Element der Kampagne ist der Opfer-Notruf mit der Nummer 0800 112 112. Er fungiert als Kontaktpunkt zu den jeweiligen Prozessbegleitungseinrichtungen. Auch die neue Informations-Website www.hilfe-bei-gewalt.gv.at bietet alle Informationen zur Prozessbegleitung, den vermittelnden Stellen in ganz Österreich sowie Kontaktmöglichkeiten zum Opfer-Notruf (via Helpline oder per Sofort-Chat).
Justizministerin Alma Zadić betont die Wichtigkeit der Informationskampagne: „Menschen, die von Gewalt oder Hass im Netz betroffen sind, befinden sich in einer besonders schwierigen Situation. Viele fühlen sich allein. Zusätzlich zu den Folgen der Tat sind sie auch mit der für sie unbekannten Situation eines Strafverfahrens konfrontiert. Ich will, dass die Betroffenen wissen, dass sie in dieser Situation eben nicht allein sind und die Justiz sie durch kostenlose psychosoziale und juristische Prozessbegleitung unterstützt. Sie müssen die außerordentlichen Belastungen, die Strafverfahren etwa durch die Konfrontation mit den Täter:innen mit sich bringen können, nicht alleine meistern.“
Rund 12.000 Kontakte pro Jahr am Opfer-Notruf 0800 112 112
Der Opfer-Notruf 0800 112 112, den der WEISSE RING im Auftrag des Justizministeriums betreibt, ist sowohl erste Anlaufstelle für Opfer krimineller Handlungen, als auch Drehscheibe zu anderen Opferunterstützungs-Einrichtungen.
Zahl ausführlicher Gespräche gestiegen
Im Jahr 2021 erfolgten 52.858 Seitenaufrufe auf www.opfer-notruf.at, die Website des Opfer-Notrufs. 11.775 mal wurde der Opfer-Notruf gewählt. Es wurden pro Tag durchschnittlich 26 Gespräche geführt. Die Zahl der Gespräche ist im Vergleich zu 2020 um knapp 1% gestiegen. Auch der Anteil der ausführlich dokumentierten Gespräche ist gestiegen. In dem seit August neu verfügbaren Online-Beratungsangebot wurden 72 E-Mail-Beratungen und 15 Chats dokumentiert.
Entlastung im Vordergrund
Im Rahmen der dokumentierten ausführlichen Beratungsgespräche fanden zu 57,7% psychologische Entlastungsgespräche statt, bei 2% wurde Krisenintervention durchgeführt und in vier Fällen mussten Notmaßnahmen organisiert werden. In 81% aller Gespräche wurde an Einrichtungen für weitere Unterstützung oder an Behörden vermittelt.
Die am häufigsten übermittelten Informationen sind solche über rechtliche, finanzielle und psychosoziale Unterstützungsmöglichkeiten, gefolgt von Informationen über den Ablauf von Verfahren, von der polizeilichen Anzeige bis zur Gerichtsverhandlung und Opferrechte sowie psychologische Zusammenhänge. Dabei kann es um die Beziehungsdynamik bei Stalking gehen oder auch um Therapie- und Unterstützungsmöglichkeiten bei hoher psychischer Belastung in Folge einer Straftat.
Die meisten Menschen, die am Opfer-Notruf anrufen, haben mehrere Anliegen, die in einem oder mehreren Gesprächen behandelt werden.
Themen am Opfer-Notruf
Am häufigsten ging es auch im Jahr 2021 am Opfer-Notruf mit einem Anteil von 25% um strafbare Handlungen gegen Leib und Leben, gefolgt von Handlungen gegen die Freiheit (18% ).
Anders stellt sich das bei den per E-Mail gestellten Anfragen dar. Da findet sich Gewalt im privaten Umfeld mit 20% auf Platz zwei der häufigsten Deliktstypen. Auf Platz eins stehen auch hier strafbare Handlungen gegen Leib und Leben mit 23%.
Noch deutlicher wird der Unterschied im Detail. Während die Delikte Körperverletzung und Gewalt in der Familie am Telefon in 39% aller Gespräche Thema sind, ist das bei der E-Mail-Beratung in 53% aller Anfragen so. Damit zeigt sich, dass die Online-Beratung andere Opfergruppen besser erreichen kann.
Anrufende fragen einschlägiges Expert:innenwissen ab
In 1.787 Fällen waren polizeiliche Anzeigen Thema des Gesprächs. In 525 Fällen ging es um Schmerzengeld und Schadenersatzforderungen. In 315 Fällen wurden Möglichkeiten nach dem Verbrechensopfergesetz (VOG) abgefragt, in 761 Fällen die Möglichkeit der Prozessbegleitung diskutiert.